Würdezentrierte Therapie


„Das, was jede Geschichte besonders macht,
ist, dass sie dem Erzähler gehört.
Keine zwei Leben sind gleich.“

(Harvey M. Chochinov, Begründer der Würdezentrierten Therapie)

Die Würdezentrierte Therapie möchte kranke, ältere und sterbende Menschen dazu einladen, über das eigene Leben nachzudenken. Im Gespräch mit einer ausgebildeten Mitarbeiterin können Erlebnisse, Erinnerungen, besondere Ereignisse und andere wichtige Themen besprochen werden. Daraus wird ein persönliches Dokument erstellt. Auch Gedanken und Wünsche für liebe Menschen können darin Platz finden. So entsteht ein Lebensspiegel für Angehörige und andere Nahestehende. Gedruckt und nach den jeweiligen persönlichen Wünschen gestaltet wird das fertige Dokument übergeben.

Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass die Würdezentrierte Therapie vielen Menschen geholfen hat. Über das eigene Leben zu reflektieren kann eine bereichernde Erfahrung sein und ein Stück inneren Frieden bringen. Viele Menschen fühlen sich gestärkt oder finden Trost darin, dass sie auf diese Weise Persönliches mit den Menschen, die ihnen am Herzen liegen, teilen und ihre Fürsorge zum Ausdruck bringen können.

Als Angebot der Ambulanten Hospizgruppe Ravensburg ist die Würdezentrierte Therapie kostenfrei.


Wie muss man sich das genau vorstellen?

Wenn Sie sich für die Würdezentrierte Therapie interessieren, melden Sie sich bei den Koordinatorinnen der Ambulanten Hospizgruppe. Dann wird unsere Mitarbeiterin Sie kontaktieren. Bei diesem ersten Gespräch können sie sich persönlich kennenlernen. Der Ablauf wird erklärt und Sie können alle Ihre Fragen stellen. Bei Interesse wird dann zeitnah ein neuer Termin vereinbart.

Alle Gespräche finden dort statt, wo Sie es wünschen. Auch zu Hause oder im Krankenhaus. Wenn Sie möchten, können auch Angehörige dabei sein. Alle persönlichen Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt

Für das Vorgespräch müssen Sie ungefähr eine halbe Stunde rechnen. Ein Interviewgespräch dauert erfahrungsgemäß etwa eine Stunde. Meist genügen ein oder zwei Gesprächstermine.

Vor der Fertigstellung wird Ihnen der Entwurf auf jeden Fall vorgelesen und ausführlich mit Ihnen besprochen. So können noch Dinge korrigiert oder auch gestrichen werden. Die Gesamtdauer ist immer auch vom jeweiligen Gesundheitszustand abhängig.

 

Häufige Fragen

Was soll ich da von mir erzählen?
Viele Menschen denken, dass ihnen nichts einfällt, aber das kommt selten vor.
Unsere Mitarbeiterin wird Sie durch Fragen unterstützen.

Was ist, wenn ich keine Hinterbliebenen habe?
Das macht nichts. Sie können trotzdem Ihren eigenen Lebensspiegel erstellen.
In diesem Fall wird die Ambulante Hospizgruppe Ravensburg das Dokument für Sie verwahren.

Was ist mit dem Datenschutz?
Alle Aufzeichnungen werden nur für den vereinbarten Zweck verwendet und anschließend gelöscht.
Hierzu wird mit Ihnen vorab eine Einverständniserklärung besprochen.

Wer macht das?
Unsere Mitarbeiterin ist ausgebildete, erfahrene Hospizbegleiterin und durch die Deutsche Gesellschaft für Patientenwürde e.V. in Würdezentrierter Therapie geschult. Hierüber können Sie sich auch unter www.patientenwuerde.de informieren.

 

Blitzlichter aus schon erstellten Dokumenten

„Einen selbstgemachten Rosenbogen aus altem Stahl habe ich in meinem Garten. Überall Rosen, Hortensien, und ein Haufen Margariten. Ich möchte so gern alles noch blühen sehen. Aber jetzt, in meinem Fall – vielleicht von oben, mal sehen.“

„Euch Kinder im Arm zu haben hat mich unendlich glücklich gemacht. Alles ist wie Gold, wenn ich daran denke. Ihr seid großartig, in eurer Schönheit, eurer Wildheit. In allem.“

„Am 12.3.43 in meinem Tagebuch: Von meiner Kompagnie sind noch 25 Mann dabei, die anderen gefangen oder tot. Das ergreift mich heute noch. Mein Bruder ist auch gefallen.“

„Weißt du, Liebes, ich bleibe immer deine Oma. Wenn ich mal nicht mehr da bin und du schaust abends zum Himmel und siehst die ganzen Sterne, dann weißt du, auf einem davon bin ich. Dann bin ich ganz nah bei dir und passe auf dich auf.“

„Ich bin in Afghanistan geboren, eins von vielen Kindern. Trotzdem ich so viele Jahre in Deutschland gelebt habe und hier erfolgreich war, bin ich im Herzen doch immer Afghane geblieben.“

„Wenn ich mit meiner Freundin rede, sagt die, du hast alles gut gemacht mit deinen Kindern, du kannst stolz sein auf sie. Und das bin ich. Mehr Stolz kann man gar nicht haben. Stolz und Liebe.“

„Zwanzig Jahre habe ich gekämpft, geschafft und gestrampelt. Für meine Kinder möchte ich das nicht. Immer nur schaffen. Für sie wünsche ich mir Ausgleich, innere Ruhe und Frieden.“

„Ich habe zwei Unrechtsstaaten erlebt, braun und rot. Als ich bei den Jungmädeln war, mussten wir im Schulhof marschieren und Nazilieder singen. Nachher waren es die kommunistischen Lieder.“

„Für meine Kinder wünsche ich mir, dass sie die kleinen Augenblicke genießen. Die machen das Leben aus. Mein wichtigster Wunsch ist, dass sie füreinander da sind und einander Halt geben.“

Wenn Sie mehr über die Würdezentrierte Therapie wissen möchten,
wenden Sie sich bitte direkt an unser Hospizbüro.

 

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